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Nachhaltigkeit

Nachhaltige Finanzen im Kampf gegen den Klimawandel

Von Michaela Duhr / 18. August 2022

Klimawandel und Umweltzerstörung zählen zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Entsprechend steht Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft weit oben auf der Agenda. „Es ist ein Megatrend, der gekommen ist, um zu bleiben“, sagt Jürgen Zehetmaier, Vorstandsmitglied der msg systems.

Mit dem Thema Nachhaltigkeit und den damit verbundenen regulatorischen Vorgaben kommen erhebliche Herausforderungen auf die Finanz- und Versicherungswirtschaft zu. Nachhaltige Geldanlagen bieten aber auch enormes Potential, denn immer mehr Menschen wollen ihr Geld mit gutem Gewissen und ökologisch sinnvoll anlegen. In den folgenden Blogbeiträgen beschäftigen wir uns näher mit dem Thema, geben einen Überblick über die wichtigsten europäischen Regularien und befassen uns mit der Bedeutung der Lebensversicherungsbranche für den Übergang in eine klimaneutrale Wirtschaft. In weiteren Beiträgen geht es um aktuelle Debatten, Kritik und Chancen.

European Green Deal

Ende 2019 legte die EU-Kommission den European Green Deal vor. Damit will die EU die im Pariser Klimaschutzabkommen der Vereinten Nationen (UN) im Jahr 2015 vereinbarten Ziele sowie die im selben Jahr von der UN vorgelegte Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung unterstützen. In Paris hat die Weltgemeinschaft beschlossen, die globale Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf weniger als 2°C zu begrenzen. Mit der Agenda 2030 und den darin formulierten 17 Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) wollen die Vereinten Nationen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene vorantreiben.

Der Green Deal der EU hat unter anderem das Ziel, bis 2050 ein klimaneutrales Europa zu schaffen und die Netto-Emissionen in der EU auf null zu reduzieren. Ein zentraler Eckpfeiler für den Übergang in eine klimaneutrale Wirtschaft ist der bereits 2018 aufgelegte EU-Aktionsplan für Nachhaltige Finanzen, der die drei Aspekte Environment, Social und Governance, kurz ESG, in den Mittelpunkt des Finanzsystems stellt. Der ESG-Ansatz geht dabei weit über Umwelt- und Klimaschutz hinaus und umfasst auch soziale Belange wie gerechte Arbeitsbedingungen oder ethisch vertretbare und verantwortungsbewusste Unternehmensführung.

In der Finanzbranche spielen die ESG-Kriterien schon seit vielen Jahren eine zentrale Rolle bei der Abgrenzung nachhaltiger Investments. Das Kürzel ESG geht zurück auf den Finanzstrategen Ivo Knoepfel. Der Schweizer verfasste im Jahr 2004 das Papier „Who Cares Wins“ für die UN-Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung UN Global Compact und erwähnte darin erstmals das Akronym ESG. Der Bericht enthielt Empfehlungen der Finanzindustrie zur besseren Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen in Analyse, Vermögensverwaltung und Wertpapiervermittlung.

Finanzströme in nachhaltige Investitionen lenken

Der EU-Aktionsplan für Nachhaltige Finanzen (Sustainable Finance) zielt darauf ab, nachhaltige Finanzprodukte transparent und vergleichbar zu machen und die Finanzwirtschaft zu verpflichten, das Kapital in ökologisch nachhaltigere Investitionen umzulenken. In ihrer Mitteilung „Strategie zur Finanzierung nachhaltiger Wirtschaft“ vom 6. Juli 2021 schreibt die EU-Kommission: „Dementsprechend müssen die Umweltvorschriften durch einen nachhaltigen Finanzierungsrahmen ergänzt werden, der Finanzmittel in Investitionen lenkt, durch die die Exposition gegenüber diesen Klima- und Umweltrisiken verringert wird.“

Versicherungswirtschaft als Hebel für nachhaltige Transformation

Der Versicherungssektor spielt hier eine entscheidende Rolle, denn mit milliardenschweren Kapitalanlagen verfügt die Branche über einen wirkungsvollen Hebel, um den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft voranzutreiben. Die europäische Assekuranz ist Europas größter institutioneller Anleger. Das hebt der Versicherungsverband Insurance Europe in seiner Datensammlung „European Insurance Key Facts 2020“ hervor. Demnach belief sich das verwaltete Vermögen der europäischen Versicherer im Jahr 2020 auf fast 11 Billionen Euro.

Die deutschen Versicherungsunternehmen hatten im Jahr 2020 insgesamt knapp 1,8 Billionen Euro an den Kapitalmärkten investiert. Das entspricht fast der Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts von 3,4 Billionen Euro im Jahr 2020. Laut GDV legen die deutschen Versicherer jedes Jahr rund 300 Milliarden Euro neu an. „Unser wahrscheinlich stärkstes Mittel bei der Bekämpfung des Klimawandels und zur Verwirklichung von weiteren Nachhaltigkeitszielen sind die Kapitalanlagen des Versicherungssektors“, betont GDV-Präsident Wolfgang Weiler im März 2022.

Ein großer Teil der Kapitalanlagen entfällt dabei auf die deutschen Lebensversicherer. Ende 2021 verfügte die LV (ohne Pensionskassen und Pensionsfonds) über Kapitalanlagen von rund 1032 Milliarden Euro. Das geht aus der Veröffentlichung „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2022“ des GDV von Juni 2022 hervor.

Was ist eine nachhaltige Geldanlage?

Doch was ist eigentlich nachhaltig? Wie lassen sich grüne Investitionen definieren und überprüfen? Bislang fehlen einheitliche Mindeststandards für nachhaltige Geldanlagen. Um hier Transparenz zu schaffen und einheitliche vergleichbare Standards zu definieren, hat die EU im Rahmen des zuvor erwähnten Aktionsplans Sustainable Finance mehrere Maßnahmen für einen nachhaltigen Finanzrahmen entwickelt. Zu den wichtigsten Bausteinen zählen die Taxonomieverordnung, die Transparenzverordnung und die Beratungspflicht zur Nachhaltigkeit von Geldanlagen im Vermittlergeschäft.

Standards für ökologisches Wirtschaften

Bei der Taxonomieverordnung handelt es sich um ein Klassifikationssystem von Wirtschaftstätigkeiten, das es ermöglicht, eine gemeinsame Definition von Nachhaltigkeit zu verwenden, um somit auch Schutz vor Greenwashing zu bieten. Die EU-Transparenzverordnung bzw. Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) regelt die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor. Zudem müssen Vermittler künftig die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abfragen. Die EU will darüber hinaus Normen und Gütesiegel erarbeiten, die es Finanzmarktteilnehmern erleichtern soll, Lösungen für nachhaltige Investitionen zu entwickeln.

Wenn Sie mehr über EU-Taxonomie und nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten sowie über den aktuellen Stand der Verordnungen wissen wollen, dann empfehlen wir Ihnen unseren nächsten Blogbeitrag „EU-Taxonomie und Transparenzverordnung: Grüne Investitionen erkennbar machen„.

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