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Aktuelle Entwicklungen in der Lebensversicherung

Die Lebensversicherungsbranche agiert in einem äußerst dynamischen Umfeld. Mit neuen Produkten können Sie sich den Herausforderungen stellen und sich am Markt behaupten.

Die deutsche Lebensversicherungsbranche agiert in einem schwierigen Umfeld – die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, geopolitische Krisen und eine unsichere Zinsentwicklung erschweren die Planbarkeit. Hinzu kommen Herausforderungen wie Kostendruck, Regulatorik und Fachkräftemangel sowie die digitale Transformation, die den Druck zur Modernisierung der IT-Systeme erhöhen.

Schwierige Rahmenbedingungen in der Lebensversicherungsbranche

Inflation, hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, Strukturwandel und geopolitische Krisen: Deutschland ist mit zahlreichen Problemen konfrontiert und das hat erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Im Jahr 2023 rutschte die deutsche Wirtschaft mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 Prozent in eine Rezession. Auch im ersten Halbjahr 2024 stagniert die wirtschaftliche Entwicklung. Unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen sehen sich Lebensversicherer mit einer unsicheren Zinsentwicklung, neuen regulatorischen Anforderungen, einem hohen Kostendruck und verschärften digitalen Wettbewerb konfrontiert. Der technologische Wandel, der mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Data Analytics oder Cloud Computing einhergeht, stellt die Branche vor Herausforderungen, bietet aber auch große Chancen.

 

Auch die Verbraucher sind verunsichert. Das spüren die Lebensversicherer: Laut Branchenverband GDV beeinträchtigten Konsumzurückhaltung und die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage das Geschäft der Lebensversicherer. So sanken die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer im Jahr 2023 um 5,2 Prozent auf 92 Milliarden Euro.

Zinsentwicklung und Inflation

Der Inflationsdruck hat sich in den vergangenen Monaten in der Eurozone abgeschwächt. Infolgedessen senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Oktober 2024 zum dritten Mal in Folge in diesem Jahr auf 3,25 Prozent. Die Entscheidung der EZB sei folgerichtig angesichts einer Inflationsrate von zwei Prozent und schwacher Konjunkturaussichten, kommentiert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Die hohen Inflationsraten hatten die EZB im Sommer 2022 veranlasst, die Zinsen bis Ende 2023 deutlich auf 4,5 Prozent anzuheben. Das höhere Zinsniveau hat Vor- und Nachteile für Lebensversicherer und Anbieter von Altersvorsorgeprodukten: Steigende Zinsen führen einerseits dazu, dass die Unternehmen durch die Zinszusatzreserve weniger belastet werden. Andererseits hat die Branche einen Großteil ihrer Kapitalanlagen in langlaufende festverzinsliche Wertpapiere investiert, wodurch bei steigenden Zinsen stille Lasten in den Büchern entstehen.

Höchstrechnungszins steigt erstmals seit 30 Jahren

Vor dem Hintergrund des höheren Zinsniveaus steigt der Höchstrechnungszins für Neuverträge in der Lebensversicherung ab 1. Januar 2025 von derzeit 0,25 Prozent auf 1,0 Prozent. Damit folgt das Bundesfinanzministerium einer Empfehlung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Assekurata geht in der Marktstudie „Perspektiven für Garantien verbessern sich“ davon aus, dass sich der Gestaltungsspielraum für Lebensversicherungsprodukte damit erweitert und „neuer Schwung in die Produktschmieden der Anbieter“ kommt. Für 2026 empfiehlt die Deutsche Aktuarvereinigung, den Höchstrechnungszins für Neuverträge in der Lebensversicherung auf diesem Niveau beizubehalten.

 

Die Chefin der Versicherungsaufsicht bei der BaFin, Julia Wiens, mahnt mit Blick auf den Höchstrechnungszins zur Vorsicht: „Wenn Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds den Höchstrechnungszins unreflektiert als Garantiezins für das Neugeschäft übernehmen, dann bedeutet das: Sie gehen nicht angemessen mit den Marktrisiken um“, warnt Wiens anlässlich der DAV/DGVM-Herbsttagung im November 2024. Außerdem fordert Wiens die Lebensversicherer dazu auf, mit Blick auf den Kundennutzen kapitalbildender Lebensversicherungen auch die wohlverhaltensaufsichtlichen Anforderungen zu berücksichtigen. Im vergangenen Jahr hatte die Behörde dazu ein Merkblatt veröffentlicht. Laut Wiens überprüft die BaFin derzeit verstärkt den Kundennutzen bei Lebensversicherern.

Regulatorik: DORA, AI Act und weitere Regelwerke

Neben Inflations- und Zinsentwicklung prägen neue regulatorische Anforderungen das LV-Geschäft. So treibt die EU unter anderem ein komplexes Regelwerk in Sachen Nachhaltigkeit voran. Die Umsetzung des EU-Aktionsplans Nachhaltige Finanzen macht umfassende Anpassungen erforderlich, bietet aber zugleich große Chancen, da sich Kunden zunehmend für nachhaltige Versicherungslösungen interessieren. Mit dem Artificial Intelligence Act (AI Act), der einen Rechtsrahmen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schafft, kommen weitere Verpflichtungen auf die Versicherer zu. Auch die EU-Verordnung „Digital Operational Resilience Act“ (DORA), die den gesamten europäischen Finanzsektor gegenüber Cyberrisiken und Vorfällen der Informations- und Kommunikationstechnologie IKT stärken soll, muss bereits ab 17. Januar 2025 umgesetzt sein. Darüber hinaus stehen weitere neue Regelungen wie das EU-Gesetzespaket zur Bekämpfung von Geldwäsche, FIDA oder IRRD an.

Scheitern der Ampel-Koalition gefährdet Reform der Altersvorsorge

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, die am 6. November 2024 zerbrach, hatte sich große rentenpolitische Ziele gesetzt. Alle drei Säulen der Altersvorsorge sollten reformiert werden: die gesetzliche Rentenversicherung, die private Altersvorsorge und die betriebliche Altersvorsorge. Angesichts der vorgezogenen Neuwahl des Bundestags am 23. Februar 2025 stehen die Pläne zur Reform der Altersvorsorge wohl vor dem Aus.

 

So wird das sogenannte pAV-Reformgesetz zur Reform der privaten Altersvorsorge aller Voraussicht nach nicht umgesetzt: „Ich gehe davon aus, dass die Reform der privaten Altersvorsorge in dieser Legislaturperiode nicht mehr erfolgen wird“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Vor dem Scheitern der Ampel-Koalition hatte das FDP-geführte Bundesfinanzministerium einen entsprechenden Referentenentwurf vorgelegt. Im Zuge des Gesetzes sollte unter anderem ein förderfähiges Altersvorsorgedepot ohne Garantie eingeführt werden, das chancenreichere Anlagen mit höheren Renditen ermöglicht.

Rentenpaket II und bAV-Reform in der Schwebe

Die Reform der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) ist im Gesetzgebungsprozess schon weiter fortgeschritten. Das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG II) wurde im September 2024 vom Bundeskabinett beschlossen. Wie die Fachzeitschrift „Versicherungsmonitor“ am 13. November 2024 berichtet, gehen Regierungsvertreter jedoch davon aus, dass das Gesetz vor der Neuwahl des Bundestags nicht mehr verabschiedet wird.

 

In der Schwebe ist auch das Rentenpaket II zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung. Dem Gesetzentwurf zufolge soll das Rentenniveau auf 48 Prozent festgeschrieben und ein kapitalgedecktes Generationenkapital zur Finanzierung eingeführt werden. Die Minderheitsregierung aus SPD und Grünen möchte das Paket noch durch den Bundestag bringen, braucht dafür aber die Unterstützung der Opposition. Die Union hat allerdings angedeutet, dass sie hier keine Chance zur Zusammenarbeit sieht.

Angebot fondsgebundener Produkte steigt

In diesem herausfordernden Umfeld stellen Versicherer ihre Geschäftsmodelle und Vertriebsstrukturen auf den Prüfstand. Das eröffnet auch die Möglichkeit, sich mit neuen innovativen Produkten am Markt zu positionieren. Es gibt immer mehr Versicherer, die fondsgebundene Produkte ohne Garantie anbieten oder fondsgebundene Produkte, die eine zeitnahe Absicherung des Investments umfassen. Durch den Einsatz der Portfolio-Absicherungsstrategie iCPPI (Individual Constant Proportion Portfolio Insurance) können Garantien angeboten werden bei zugleich hohen Ertragschancen durch die Partizipation an der Entwicklung der Finanzmärkte. Laut einer Marktstudie von Assekurata zu Überschussbeteiligungen und Garantien (März 2024) hat das Angebot von Fondsanlagen am Markt weiter zugenommen. Kunden können aus durchschnittlich 83 Fonds auswählen. Im Jahr 2023 waren es noch 73. Außerdem haben zahlreiche Versicherer Fonds im Angebot, die eine Anlage unter Nachhaltigkeitsaspekten ermöglichen.

Hoher Kostendruck, Regulatorik und Fachkräftemangel zwingen zur Modernisierung der IT-Systeme

Der hohe Kostendruck, Fachkräftemangel und die zunehmende Regulatorik zwingen Versicherer dazu, ihre Legacy-Systeme zu modernisieren und die digitale Transformation voranzutreiben. Optimierte und digitale Prozesse ermöglichen es den Unternehmen, eine attraktive Customer Journey anzubieten und Kosten zu senken. Moderne IT-Systeme, die einen hohen Automatisierungs- und Standardisierungsgrad aufweisen, erlauben einen schnellen Produktentwicklungsprozess, den Einsatz vielversprechender Technologien wie Künstliche Intelligenz, Data Analytics oder Cloud Computing.

 

Mit dem Bestandsführungssystem msg.Life Factory bietet msg insur:it eine Standardlösung, die eine digitale End-to-End-Verarbeitung aller Geschäftsprozesse gewährleistet. Die cloudfähige Standardsoftware ist auch im SaaS-Modell verfügbar. Darüber hinaus bieten wir mit msg.ask:it eine KI-gestützte Wissenssuche, die exakt auf die Dokumente und Fachlichkeit der Versicherungsbranche zugeschnitten ist und im Umfeld der msg.Life Factory eingesetzt werden kann. Mit der KI-Anwendung, die als Cloudlösung im SaaS-Modell zur Verfügung steht und in der Praxis bereits erfolgreich eingesetzt wird, hat msg insur:it die Basis für die Umsetzung weiterer Use Cases geschaffen.