3 Punkte Sieg für die reine Beitragszusage
In meinem letzten Beitrag „Sicherheit statt Garantie?“ ging es um die Wirkungsweise der Sicherungsinstrumente. Dazu habe ich die These aufgestellt, dass bei einer reinen Beitragszusage jeder Grad an Sicherheit von „keine Sicherheit“ bis „sehr nahe an eine Garantie“ erreicht werden kann!
In den Reaktionen, die ich dazu erhielt, fand sich die Frage, warum man anstatt „sehr nahe an eine Garantie“ nicht gleich die „Garantie selbst“ wählt und sich die reine Beitragszusage gänzlich erspart.
Modellrechnungen zum Vergleich
Die Frage scheint berechtigt und ich habe sie zum Anlass genommen, verschiedene Varianten einer reinen Beitragszusage (rBZ) mit einer klassischen garantierten (betrieblichen) Altersversorgung zu vergleichen.
Die Basis für quantitative Analysen bilden wieder Projektionsrechnungen auf Basis eines stochastischen Kapitalmarkts für einen Musterbestand, modellhafte Kapitalanlagen und eine fiktive rBZ sowie eine (sehr vereinfacht modellierte) klassische Versorgungszusage mit einer Garantierente. Dabei ist zu beachten, dass Modellrechnungen dieser Art keine Aussagen über die Zukunft treffen (können), sondern lediglich unter gewissen Modellvoraussetzungen Hinweise auf mögliche Effekte gewonnen werden.
0:1 – Führung für die Garantierente
Schaut man nur auf die Anzahl der Rentenkürzungen, hat die Garantierente, bei der Kürzungen ja ausgeschlossen sind, naturgemäß die Nase vorn. Während bei der rBZ ohne jede Sicherungsmaßnahme für den Modellbestand im Mittel ca. alle 16 Jahre mit Rentenkürzungen zu rechnen ist, gelingt es durch geschickte Wahl der Sicherungsinstrumente, wie den Aufbau impliziter und/oder expliziter Sicherheitspuffer die Anzahl der Rentenkürzungen im Mittel maßgeblich zu verringern.
1:1 – Der Ausgleich
Aber die Instrumente kosten Geld im Sinne geringerer Startrenten. So liegen die Startrenten bei Bildung eines moderaten impliziten Puffers im Mittel 5-10% unterhalb der Startrenten bei Zusagen ohne jede Sicherungsmaßnahme. Bei Kombination impliziter und expliziter Puffer muss im Mittel sogar mit Abschlägen in Höhe von 15-20% gerechnet werden. Diese liegen im Durchschnitt über alle Kapitalmarktpfade jedoch immer noch deutlich höher, als die Garantierente!
Das sind jedoch nur Durchschnittswerte! In „schlechten“ Szenarien, d.h. bei länger andauernder ungünstiger Kapitalmarktentwicklung kann die Startrente einer reinen Beitragszusage durchaus unterhalb der Garantierente liegen. In den Modellrechnungen trat dieser Fall jedoch höchst selten, nur in 2 bis 6 Szenarien (von 1.000) für 2 bis 4 Personen (von 100) ein (jeweils abhängig von der Ausgestaltung der Sicherungsinstrumente). Für den Einzelnen liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Startrente unterhalb der Garantierente demnach im Zehntel-Promille Bereich. Und in dem seltenen Fall einer dauerhaft negativen Kapitalmarktentwicklung ist auch eine Garantierente nicht mehr so sicher, wie der Name suggerieren mag.
2:1, 3:1 – für die reine Beitragszusage
In den meisten Szenarien treten bei der rBZ mehr Rentenerhöhungen als Rentenkürzungen auf und in zahlreichen guten Szenarien sind hohe bis sehr hohe Startrenten möglich. In den besten Szenarien überschreiten die Startrenten im Mittel das 2,5-fache einer Garantierente.
Nach Rentenkürzungen kann es zwar vorkommen, dass die (gekürzte) Rente die garantierte Rente unterschreitet, aber das geschieht eher selten und betrifft dann auch nur wenige Personen. Bei der rBZ ohne jede Sicherungsmaßnahme müssen im Mittel (über alle Szenarien) ca. 6 von 100 Personen, damit rechnen, dass zumindest einmal im Laufe der Rentenbezugszeit die Rente nach Kürzung die Garantierente unterschreitet. In den allermeisten Fällen kommt es danach jedoch auch zu Rentenerhöhungen, wodurch die Schwelle wieder überschritten wird.
Alles in allem geben die Modellrechnungen Anlass zu der These, dass die Chancen der reinen Beitragszusage auf lange Sicht deutlich höher sind, als die (nicht zu leugnenden) Risiken!