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Produktinnovationen

PEPP-Anbietern öffnet sich ein milliardenschwerer Markt

Von Andreas Pretzsch / 4. August 2021

Die Europarente PEPP und die damit verbundenen Regularien wurden in den vorangegangenen Blogbeiträgen dargestellt. Potenzielle PEPP-Anbieter stehen vor beträchtlichen regulatorischen Hürden. Die gute Nachricht: Der Aufwand kann sich lohnen.

Mit dem paneuropäischen privaten Rentenprodukt PEPP (Pan-European Personal Pension Product) hat die EU ein grenzüberschreitendes und in hohem Maße standardisiertes Altersvorsorgeprodukt eingeführt. PEPP kann EU-weit vertrieben werden und Sparer können es einfach in ein anderes EU-Land mitnehmen. Trotz umfangreicher Auflagen bietet die Vorsorgelösung für Anbieter auch zahlreiche Chancen.

Vielversprechender Markt mit großem Bedarf

Potenziellen Anbietern öffnet sich ein höchst aussichtsreicher Markt: In den 27 EU-Mitgliedsstaaten leben etwa 450 Millionen Einwohner. Im Jahr 2017 verfügten nur 27 Prozent der EU-Bürger im Alter zwischen 25 und 59 Jahren über eine private Altersvorsorge. Das geht aus einem Factsheet „Häufig gestellte Fragen zu PEPP“ auf der Webseite der EU-Kommission hervor, das im Juni 2017 veröffentlicht wurde. Mögliche Anbieter profitieren demnach von einem „echten Binnenmarkt für PEPPs“ mit einem erleichterten grenzüberschreitenden Vertrieb. Um das Produkt in allen EU-Ländern anzubieten, reicht eine einzige Zulassung der europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA.

PEPP könnte Wachstum des privaten EU-Vorsorgemarkts verdoppeln

Wer sich dafür entscheidet, PEPP in mehreren Ländern anzubieten, kann nicht nur neue Märkte erobern, sondern auch neue Kundengruppen gewinnen. Die Vorsorgelösung steht allen rechtsfähigen EU-Bürgern offen – egal, ob Studierende, Arbeitslose, Angestellte oder Selbständige. Dadurch hebt sich PEPP von anderen geförderten Altersvorsorgeprodukten wie z.B. der Riester-Rente ab. So können etwa Selbstständige nur eingeschränkt von den staatlichen Riester-Zulagen profitieren.

All das birgt starkes Wachstumspotenzial, wie eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) bestätigt, die bereits 2017 von der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde. Demnach haben „PEPPs das Potenzial, das Wachstum des Markts für private Altersvorsorge zu verdoppeln“. So schätzen die Analysten von EY, dass mit PEPP die Vermögenswerte, die Anbieter privater Vorsorgeprodukte halten, im Jahr 2030 auf 2,1 Billionen Euro steigen werden. Ohne PEPP seien es nur 1,4 Billionen Euro. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Dieses Potenzial entfaltet sich nur, wenn alle Mitgliedsstaaten das europäische Vorsorgeprodukt steuerlich fördern.

Geringe Vertriebskosten durch Online-Vertrieb

Die EU sieht den  Online-Vertrieb – einschließlich automatisierter und halbautomatisierter Beratung – als zentralen Vertriebsweg von PEPP, um einen kosteneffizienten Vertrieb sicherzustellen.

Geringere Vertriebskosten eröffnen Anbietern zudem einen größeren Spielraum, den beim Basis-PEPP vorgesehenen Kostendeckel von einem Prozent einhalten zu können. Außerdem können besonders kleinere und mittlere Anbieter aufgrund geringerer Vertriebskosten mögliche Internationalisierungsstrategien kostengünstig umsetzen. Damit haben sie die Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das gilt vor allem mit Blick auf die großen Player, die bereits über internationale Vertriebsstrukturen verfügen. Darüber hinaus haben Anbieter über den Online-Vertrieb die Möglichkeit, insbesondere auch online-affine, jüngere und EU-weit mobile Menschen anzusprechen.

Die digitale Kundenansprache und –kommunikation eröffnet den Versicherungsunternehmen auch Cross- und Upselling-Potenziale für weitere Angebote aus ihrem Produktspektrum – jenseits von PEPP.

Niedrigere Markteintrittsbarrieren durch PEPP

Ein grenzüberschreitendes Rentenangebot führt dazu, dass die Eintrittsbarrieren in neue EU-Märkte für Anbieter deutlich niedriger sind als bisher. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Rentenmärkte in Europa sehr unterschiedlich gestaltet und reguliert sind.

Mit PEPP können Anbieter ihre Produkte auch in Ländern vermarkten, in denen die private, gesetzliche oder betriebliche Altersvorsorge nicht so stark verbreitet ist,  etwa in Südosteuropa.  Dort dürfte der Bedarf an einer einfachen, sicheren und erschwinglichen Vorsorgelösung mangels Alternativen hoch sein. Damit wird noch einmal deutlich, welches Potenzial zur Gewinnung neuer Kundengruppen bzw. Erschließung neuer EU-Märkte in PEPP steckt.

Chancenreiche Anlageoptionen versprechen hohe Margen

Laut PEPP-Verordnung dürfen neben der Standard-Version, dem Basis-PEPP, bis zu fünf weitere Produktvarianten mit unterschiedlichen Chance-/Risiko-Profilen angeboten werden. Bei diesen weiteren Anlageoptionen sind, anders als beim Basis-PEPP, weder Kostendeckel noch Kapitalgarantien vorgeschrieben.

Ohne harte Garantieverpflichtung können Anbieter chancenreichere Investmentstrategien verfolgen, die zum Beispiel einen höheren Aktienanteil aufweisen. Das erlaubt die Entwicklung renditestärkerer PEPPs, die eine höhere Marge in Zeiten niedriger Zinsen abwerfen können.

Die Chancen für Anbieter sind also groß. Doch es gibt auch Kritik an der Europarente. Was genau an PEPP nicht gefällt und welche Herausforderungen bei der Umsetzung zu bewältigen sind, erfahren Sie im nächsten Blogbeitrag.

 

 

 

 

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