Auch in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge gibt es viel Bewegung. So wurde im Oktober 2022 erstmals ein Tarifvertrag zur Umsetzung einer reinen Beitragszusage im Rahmen des Sozialpartnermodells vereinbart. Um der betrieblichen Altersversorgung (bAV) weiteren Schwung zu verleihen, wird zudem darüber diskutiert, die reine Beitragszusage auch jenseits von Tarifverträgen zuzulassen.
Im Herbst 2022 hat die Bundesregierung die geplante Aktienrente auf den Weg gebracht. Damit soll die gesetzliche Rente um eine kapitalgedeckte Altersvorsorge erweitert werden. Als Anschubfinanzierung will die Bundesregierung in 2023 zehn Milliarden Euro investieren. Aus Sicht der Altersvorsorge sind jedoch deutlich höhere Beträge notwendig. „Wir brauchen mittel- bis langfristig eine dreistellige Milliardensumme, damit die Erträge einen spürbaren Effekt auf die Stabilisierung der Rentenbeiträge und des Rentenniveaus haben können“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ wie die Zeitung am 5. Dezember 2022 berichtet. Die ersten zehn Milliarden Euro können demnach nur als erster Schritt betrachtet werden. Private Altersvorsorge wird also weiterhin unumgänglich sein, um drohende Rentenlücken zu schließen.
Die Bundesregierung weiß um die Bedeutung der privaten Altersvorsorge. Das Bundeskabinett hat beschlossen, eine Fokusgruppe private Altersvorsorge einzusetzen, die über die Zukunft der privaten Altersvorsorge beraten soll, wie die Bundesregierung am 30. November 2022 mitteilt. Die Gruppe aus Vertretern des Bundesfinanz-, Bundesarbeits- und Bundeswirtschaftministeriums sowie Verbraucherschützern und Anbietern, soll bis Mitte 2023 „die Möglichkeit eines öffentlich verantworteten Fonds prüfen, der Altersvorsorgenden ein nicht verpflichtendes, kostengünstiges und effektives Angebot zur privaten Altersvorsorge unterbreitet“. Darüber hinaus soll die Gruppe prüfen, ob private Produkte, die eine höhere Rendite erzielen als auf Basis bisheriger Riester-Verträge bisher möglich ist, gesetzlich anerkannt werden können. Die Empfehlungen der Gruppe sollen in eine Reform der privaten Altersvorsorge einfließen.